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   Flüsse und Muster  | 
  
  
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   Ökologische Gedanken zu einer Donaufahrt  | 
  
  
   Öko-Text  | 
 
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   Stand 1.9.2001 (1980)  | 
 
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   1.  Eine Donaufahrt und erste Vermutungen   Eine Fahrt entlang der Donau
  in Schwaben - von Dorf zu Dorf, von Städtchen zu Städtchen: Sigmaringen,
  Ehingen, Ulm, Günzburg, Lauingen, Dillingen, Donauwörth...      | 
 
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   Ausgangspunkt:  Fluß mit begleitenden Siedlungsketten    | 
  
   Auf der Landkarte: eine
  Kette von Siedlungen entlang des Flusses, verbunden durch die Straße. Am anderen
  Flußufer nur ein kleines Sträßlein, streckenweise nur Wege zwischen den
  Dörfern. Hier und da eine Brücke; nicht immer läuft die Hauptkette der Siedlungen
  auf der gleichen Seite des Flusses. Der Fluß mit den begleitenden Siedlungsketten -
  wie ein Geschmeide in der >Landschaft, verknüpft wiederum
  mit dem Netzwerk der Siedlungen und Straßen im benachbarten Land. Uralte
  Siedlungen, durchtränkt von Vergangenheit. Schlösser und Kirchen und
  Klöster: Schrifttafeln, Bildbände und Landschaftsbücher erklären
  Geschichte und Kunst der kostbaren Bauwerke - eine Freude zum Lesen, wenn
  man es mit Muße tun kann.    | 
 
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   Warum ist alles so und so geordnet?    | 
  
   Doch bleibt Unzufriedenheit:
  Nur stückweise ist zu verstehen, warum das hier gerade so und nicht anders
  ist. Warum es aber allgemein so sein muß, warum die großen Linien so und so verlaufen,
  das ist ohne weiteres nicht zu verstehen. Der erklärende, Gesetzmäßigkeiten
  aufzeigende Teil von Geschichtswissenschaft und Geographie erscheint
  noch vergleichsweise schwach; die Verbindung zur Physik ist noch dünn. Wo
  ist die Geographie oder die Geschichtswissenschaft, die Raum- oder Zeitmuster
  vorhersagen kann, an der Donau, in den Anden, auf dem Mars oder auf einem
  Planeten, der um einen fernen Fixstern kreist?  | 
 
                   
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   Fernziel: Axiomatische Geographie auf synergetischer Grundlage    | 
  
   Vielleicht wird solches
  versprochen von einer verallgemeinerten >Ökologie
  oder >Ökophysik, vielleicht auch von der neuen
  Disziplin der >Synergetik - also von einer Wissenschaft von den >Umweltbeziehungen und
  vom Zusammenwirken von >Systemen mit >Energieumsatz
  und zeitlicher Entwicklung zu >dynamischen >Gleichgewichten. Eine solche Wissenschaft
  wäre wohl am ehesten in der Lage, ein Koordinatensystem aufzuspannen,
  auf dem gleichzeitig die Dynamik der Flußsysteme, der natürlichen >Ökosysteme
  und des technisch-kulturell bestimmten Siedlungsgeflechtes ihren Platz
  finden könnten. Sie könnte wohl am ehesten diese Dynamik in >Axiomen,
  also allgemeinsten Grundannahmen fassen und ihre Lehrsätze von diesen
  Axiomen ableiten. Damit könnte man dann anknüpfen an die Axiome der Physik.
  Im Folgenden soll skizziert werden, was damit gemeint ist.         | 
 
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   In einem offenen System entstehen Stoffströme und
  Stoffkreisläufe, ...        | 
  
   Die erste Grundvorstellung
  ist die Entstehung von Stoffströmen in einem offenen System mit
  Energieumsatz und beweglicher Materie: Die ankommende Energie hoher Spannung
  - in der Landschaft die Sonnenenergie als kurzwellige elektromagnetische
  Strahlung - wird vom System aufgenommen. Wenn das System nur die geringsten
  Ungleichmäßigkeiten im Energiestrom aufweist, entstehen Spannungsunterschiede.
  Die haben die allgemeine Tendenz, sich auszugleichen; dadurch wird
  Materie in Bewegung gesetzt; es bilden sich Stoffströme und im dynamischen
  Gleichgewicht >Stoffkreisläufe. Die
  Energie wird schließlich in gleicher Menge, aber geringerer Spannung - in
  der Landschaft in der Form langwelliger Wärmestrahlung - in die Umwelt,
  letztlich in den Weltraum entlassen.    | 
 
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   ... aber auch  Selbstverstärkungen, ...    | 
  
   Eine ergänzende Grundvorstellung
  ist die Entstehung von Selbstverstärkungen: Kleinste Unregelmäßigkeiten
  in der Umwelt der Stoffströme erzeugen Spannungsunterschiede in den Stoffströmen
  selbst; dadurch wird gleichmäßige Bewegung zu ungleichmäßiger Bewegung; es
  entstehen Beschleunigungen oder Verzögerungen, die weitere Beschleunigungen
  oder Verzögerungen nach sich ziehen können - also positive >Rückkopplungen, Selbstverstärkungen. Weil
  neu Energie nachgeliefert wird, können sie wachsen, sich aufschaukeln.
  Solche Selbstverstärkungen haben, wenn sie sich ungebremst ausbreiten
  können, zerstörende Wirkung; sie sprengen irgendwann die Grenzen des Systems.    | 
 
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   ... die sich gegenseitig als Regelkreise begrenzen,
  ...      ... Gestalten ...      | 
  
   Wie aber positive Rückkopplungen
  eine Bewegung verstärken, so können negative Rückkopplungen - >Regelkreise
  - eine Bewegung bremsen oder eine Beschleunigung beschränken und dadurch
  stabile Bewegungsabläufe hervorbringen. Solche Regelkreise erzeugen
  scharfe Grenzen und damit Gestalten in einem System von zunächst
  diffus bewegter Materie - etwa die scharfen Grenzen zwischen zwei Wasserwirbeln
  mit entgegengesetzter Drehrichtung.    | 
 
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   ... und geordnete  Muster bilden.    | 
  
   Die dritte Grundvorstellung ist
  die Bildung geordneter Muster. Wenn in einem räumlich ausgedehnten
  Energiestrom, etwa im Sonnenlicht, das auf die Erde fällt, im Wind, im
  fließenden Wasser, verschiedene Selbstverstärkungen auftreten, dann müssen
  sie miteinander konkurrieren, sich gegenseitig die Energiezufuhr schmälern.
  In einem >Konkurrenzfeld mit mehreren
  gleichartigen Selbstverstärkungen wird die Tendenz dahin gehen, daß die
  stärkeren die schwächeren aufzehren, bis schließlich nur mehr eine einzige
  Selbstverstärkung übrigbleibt, die dann ihre - begrenzte - Umwelt so
  verändert, daß sie sich schließlich entweder selbst zerstört oder in
  einem Regelkreis selbst ins Gleichgewicht bringt. Wenn aber die selbstverstärkende
  Kraft mit der räumlichen Entfernung vom jeweiligen Maximum der Selbstverstärkung
  abnimmt, wie es in der Landschaft im allgemeinen der Fall ist, dann wird
  sich ein Feld mit mehreren gleichartigen, relativ gleichstarken Selbstverstärkungen
  ausbilden, die an ihren gegenseitigen Grenzen aufeinander als Regelkreise
  wirken und sich damit stabilisieren.     | 
 
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   Aus Chaos  entsteht Ordnung.    | 
  
   Das heißt: Es wird sich ein räumlich
  geordnetes Muster bilden. Die ursprüngliche Verteilung der Selbstverstärkungen
  kann unregelmäßig gewesen sein; das Endergebnis ist regelmäßig.   Geordnete Muster finden sich
  mannigfach im biologischen, erst recht im technisch-kulturellen Bereich,
  aber auch schon in der anorganischen Natur. Lämmerwolken, Schaum, Sandrippeln,
  wachsende Kristalle, aber auch ein Moospolster, eine Mövenkolonie, eine
  ganze Stadt sind solche geordneten Muster, die aus dem Konkurrenzkampf
  gleichartiger Selbstverstärkungen um Raum und räumlich ausgebreitete >Ressourcen
  entstanden sind. Im folgenden soll versucht werden, die allgemeinen Grundvorstellungen
  über Musterbildung auf einige der augenscheinlich geordneten Muster in
  der Landschaft anzuwenden.         | 
 
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   Beispiel Lämmerwolken        | 
  
   Die Sonne scheint aufs Land. Luft wird am Boden erwärmt,
  dehnt sich aus und steigt auf. Kühle Luft fließt von anderswo nach; der dort
  verdünnte Bereich wird durch die Luft aus der Höhe aufgefüllt; ein Luftkreislauf,
  ein lokales Windsystem ist entstanden. Ähnlich entstehen die großen Windsysteme
  zwischen heißen und kühleren Zonen der Erde. In den Luftströmungen
  entstehen durch winzige Unregelmäßigkeiten lokale Wirbel und Wirbelstraßen.
  Hinter einer Bodenwelle zum Beispiel bildet die darüberfließende Luft
  eine stehende Wellenbewegung wie das Wasser hinter einer Sohlschwelle; bei
  bestimmten Wetterbedingungen bildet sich das Wellenmuster der Luftdichte
  und der Kondensationsbedingungen für Wassertröpfchen in regelmäßigen
  Wolkenstreifen ab. Ohne die Energiezufuhr durch die Sonne würde sich dagegen
  eine gleichmäßig diffuse Gasschicht im >thermodynamischen Gleichgewicht
  ausbilden.    | 
 
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   Beispiel Flußsysteme: Konkurrenz um Wassereinzugsgebiete    | 
  
   Die Sonne scheint aufs Meer. Wasser verdunstet,
  wird mit der Luftströmung verfrachtet, kondensiert in den Wolken und regnet
  wieder herab. Die Regentropfen suchen den Weg nach unten; wo eine winzige
  Vertiefung ist, sammeln sie sich. Dort greift das Wasser mit der vereinten
  Kraft mehrerer Tropfen stärker an; so wäscht es sich einen Weg frei. Ein
  Wasserlauf verstärkt sich selbst und tritt in Konkurrenz mit anderen
  Wasserläufen um die Niederschlagsgebiete und damit um die Energie des fallenden
  und fließenden Regenwassers. Ein Bach, der sich tiefer eingeschnitten hat,
  kann seine Talhänge schneller benagen als der weniger eingeschnittene
  Bach im Nebental; so wird er seine Wasserscheiden, die Grenzen seines
  Niederschlagsgebietes, in das bisherige Niederschlagsgebiet des Konkurrenten
  hinausschieben. Aus dem Konkurrenzkampf zwischen den Selbstverstärkungen
  der Wasserläufe in ihren Tälern entstehen die geordneten Verzweigungsmuster
  eines Flußsystems. Der Fluß selbst pendelt regelmäßig im Tal hin und her;
  auch das Tal bildet >Mäander; Flußmäander und Talmäander
  überlagern sich; auch hier bildet eine Konkurrenz der Flußschlingen
  geordnete Muster, genährt von den Selbstverstärkungen des erodierenden Wassers
  an den Prallufern - so lange, bis die Einebnung der Höhenunterschiede als
  Regelkreis wirkt. Welch gestaltbildende Kraft schon das fließende Wasser
  in hartem Untergrund besitzt, zeigen die Strudelmühlen, die sich bisweilen
  in Schluchten finden: runde Töpfe im Gestein, in denen eine Steinkugel vom
  fließenden Wasser in einer Richtung umgetrieben wird - ein geologischer
  Informationsspeicher. Ohne jede Planung bilden sich solche Ordnungen, ja
  ohne biologisches Leben; sie werden allerdings überlagert von den Ordnungen
  des Lebens.     | 
 
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   Beispiel Blattverteilung: Konkurrenz ums Licht    | 
  
   Die Sonne scheint aufs Land, trifft auf grüne Blätter.
  Einrichtungen und Programme liegen vor, die Energie des Lichts umzuwandeln
  in chemisch gespeicherte Energie, in "gespannte Molekülfedern" -
  >Kohlehydrate, Fett und andere Stoffe. Die
  Energie wird dazu eingesetzt, aktiv über die Wurzeln Nährstoffe heranzuschaffen,
  um wieder weitere Blätter hervorzutreiben und wiederum mehr Sonnenlicht
  aufzufangen. Die Pflanze, die sich mehr Sonnenenergie zuführen kann,
  wächst und vermehrt sich besser, stärkt sich aufkosten ihrer Nachbarn, die
  sie überschattet und denen sie Wasser und Nährstoffe wegsaugt. Mannigfaltig
  wird der Konkurrenzkampf der Blätter um Licht, der Wurzeln um Wasser und
  Nährstoffe geführt, im Grunde ähnlich wie der Konkurrenzkampf der Wasserläufe
  um die Niederschlagsgebiete. Auch hier sind geordnete Muster das Ergebnis
  - in der Verteilung der Blätter und der Pflanzen, besonders ausgeprägt
  sichtbar etwa im Blattwerk der Buche, des Wilden Weins oder der Seerose.
  Weil das Sonnenlicht im Prinzip überall gleich scheint und durch die
  Pflanzen nicht verändert werden kann - vermutlich deshalb haben die
  Pflanzen keine Fortbewegungsorgane entwickelt. Für sie ist nur die Konkurrenz
  mit den unmittelbaren Nachbarn wichtig, und für diesen Konkurrenzkampf
  haben sie eine Fülle von Waffen und Tricks erfunden.     | 
 
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   Beispiel Tierterritorien:  Konkurrenz um Weide- oder Jagdgründe        | 
  
   Die Sonne scheint aufs Land; ihr Licht wird aufgefangen
  von den Blättern, umgewandelt in chemische Energie, als solche konzentriert
  und angehäuft. Diese konzentrierte chemische Energie holen sich andere
  Lebewesen, die sich viel weniger ums Sonnenlicht kümmern, die Tiere.
  Einige ernähren sich von Pflanzen, einige von anderen Tieren. Weil sie,
  anders als die Pflanzen, selber ihre Energiequelle beeinflussen - zum Beispiel
  ein Stück Weide abgrasen - deshalb müssen sie sich fortbewegen, um wieder an
  neue Energie zu kommen. Jedes der Tiere hat ein Programm, sich aufzubauen
  aus den Nahrungsstoffen der Umwelt, sich zu schützen, zu wehren und
  fortzupflanzen. Jedes solche Erbprogramm, ja jeder seiner Teile, jedes >Gen,
  kann als eine komplizierte, sich selbst fördernde chemische Verbindung
  betrachtet werden. Statt der mechanischen Selbstverstärkung der Flußtäler
  findet sich hier eine chemische Selbstverstärkung, eine ">Autokatalyse". Erbprogramme oder Gene,
  die ihrem Träger ermöglichen, mehr oder sicherer Nachkommen zu erzeugen
  als andere Erbprogramme oder Gene, die um die gleichen Ressourcen konkurrieren
  - die werden sich allmählich durchsetzen und verbreiten und die anderen
  verdrängen. Jedes Erbprogramm kann also als ein selbstverstärkendes System
  gesehen werden, das mit anderen Programmen um den Anteil im Energiestrom
  konkurriert, mit wieder anderen Programmen positiv zusammenarbeitet. Und
  weil das Programm nur über die Nachkommenschaft erhalten werden kann, deshalb
  sorgen die Lebewesen für ihre Nachkommenschaft, suchen sie die Überlebenswahrscheinlichkeit
  ihrer Nachkommen zu vergrößern. In Familien, Sippen, Stämmen, Rassen, Arten
  verkörpern sich die selbstverstärkenden genetischen Programme. Das
  Ergebnis ihres Konkurrenzkampfs sind auch hier geordnete Muster, etwa die
  mosaikartig das Land überziehenden Territorien jagender Tiere. Aktiv
  bekämpfen jagende Tiere oder Rudel ihre Konkurrenten und verteidigen die
  Grenzen ihres Reviers bzw. Territoriums und damit ihren Anteil am Energiestrom.   Die Lebewelt kann sogar als
  "Konkurrent" zu den Selbstverstärkungen der im biologischen
  Sinn unbelebten Flußsysteme auftreten: Wo Wald das Land bedeckt, sind dem
  Flußhochwasser die Spitzen gebrochen; wo Wasserpflanzen einen Wasserlauf
  verkrauten, da breitet sich das Wasser aus, verliert an Kraft; die
  Lebewelt zehrt am Wirkungsgrad der Wassererosion,
  also der Selbstverstärkung der Wasserläufe.        | 
 
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   Beispiel Höfe und Dörfer: Konkurrenz bäuerlicher
  Familien ...                   ... überlagert von Zusammenarbeit in Dörfern    | 
  
   Die Sonne scheint aufs Land; ihr Licht wird aufgefangen
  von den Blättern der Getreidepflanzen; ihre Energie wird als Stärke im
  Korn gespeichert. Die Bauern ernten das Korn; es wird zusammengefahren in
  den Kornspeicher des Bauernhauses; hier können die Wintervorräte besser
  gegen die Mäuse geschützt werden als auf dem Acker. Die selbstverstärkende
  Einheit der Bauernfamilie hat ihre Äcker und ihr Bauernhaus.
  Streng wacht sie darüber, daß keine andere von ihrem Acker erntet; genaues
  Recht konserviert die Muster des Grundbesitzes, der Anteil am Energiestrom
  des Sonnenlichts bedeutet. Trotz der grundsätzlichen Konkurrenz der Familien
  auf der landbaulich genutzten Fläche werden die Häuser aber zusammengebaut
  in Dörfern. Warum? - Zusammenwohnen im Dorf bringt mancherlei Vorteile.
  Man kann besser kommunizieren, sich besser gegenseitig aushelfen, sich
  besser gemeinsam schützen gegen Gefahren. Zusammenarbeit, >“Symbiose",
  überlagert die Konkurrenz, ohne sie aufzuheben. Im Dorf wird die Energie des
  Korns räumlich konzentriert umgesetzt und in menschliche und tierische
  Muskelenergie umgewandelt, in mechanische Arbeit, die die Ordnung der Behausungen
  und Geräte aufbaut und aufrechterhält. Das Dorf wächst so lange, bis der
  immer weitere Weg zum Feld ebenso viel Energie verbraucht, wie Energie eingespart
  wird durch die Kürze der Wege im Dorf selber; ein Regelkreis begrenzt die
  Dorfgröße. Das Ergebnis ist ein Dreieck-Wabenmuster von Dörfern, das sich
  über das Land spannt - enger und kleiner in hügeligem, schwerer wegsamem
  Gebiet, weitmaschiger und größer in einer Ebene, in der man müheloser
  gehen und fahren kann.    | 
 
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   Konkurrenz der Kultur mit der Natur  | 
  
   Ein klein wenig wärmer ist es
  im Dorf als draußen: Die Wärme der Vermoderung wird nicht auf dem Feld, sondern
  im Haus, im Stall oder auf dem Misthaufen frei. Dafür ist das freie, abgeerntete
  Feld ein wenig kälter als der Wald, der von Natur aus dort wachsen würde.
  Eine Infrarotaufnahme aus großer Entfernung macht die Unterschiede der
  Wärmeabstrahlung sichtbar. Das kleine Mehr an Wärme, das die Wärmepunkte
  der Dörfer schließlich als Abwärme in den Weltraum abstrahlen, das entspricht
  der Energie der dörflich-bäuerlichen Kultur.     | 
 
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   Arbeitsteilung  zur Energie-Einsparung ...    | 
  
   Im Dorf wird entdeckt, daß
  einer eine Verrichtung besser kann als die anderen. Die anderen Dorfbewohner
  lassen sie sich von ihm besorgen, entschädigen ihn dafür ursprünglich mit Getreide.
  Dieses Getreide ist für sie weniger Energieverlust, als wenn sie die Verrichtung
  selber mit geringerem Wirkungsgrad machen müßten. Die Arbeitsteilung
  ist entstanden. Auch ein Handwerksbetrieb ist eine selbstverstärkende Einheit;
  er wird solange wachsen, bis er Grenzen an seinen Konkurrenten findet; neue
  Muster entstehen aus der Konkurrenz der Handwerker oder Händler in den
  Dörfern.     | 
 
| 
   ... erzeugt Handel und Verkehr.    | 
  
   Ähnlich wie die Vorteile der
  Arbeitsteilung in einem Dorf werden die Vorteile der Arbeitsteilung zwischen
  verschiedenen Dörfern entdeckt; ein Dorf am Fluß hat Fischer und die bringen
  ihre Fische auf den Markt; sie werden auch in Dörfer verkauft, die
  nicht am Fluß liegen. Der Kauf und Transport von Gütern und das Aufsuchen
  von speziellen Dienstleistungen brauchen weniger Energie als die unvollkommene
  Herstellung oder der unvollkommene anderweitige Behelf im Dorf selbst.
  Schon in grauer Vorzeit wurden Salz, Gewürze, Metalle und andere wertvolle
  Güter über weite Wege transportiert; Handel und Verkehr entstanden.     | 
 
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   Netz der Dörfer überlagert vom Netz der Städte          | 
  
   Ein Fluß, der Schiffahrt oder
  zumindest Flößerei erlaubt, vermindert die Reibung und damit den Energieaufwand
  für Verkehr und Transporte. An den Knotenpunkten der Verkehrsströme, an
  der Verzweigung von Tälern, etwa bei Ulm, Regensburg oder Passau, haben
  die Siedlungen größere Chance, zu wachsen, als an Stellen ohne Einmündung
  von Tälern. Wo stärkere Energieströme sich stauen, da sind die Chancen für
  selbstverstärkende Systeme besonders gut; hier können viele ein Fädlein
  für sich selbst abzweigen; die Städte entstehen. Auf den Landzungen
  zwischen Flüssen, wie etwa in Passau, sind außerdem die Möglichkeiten für
  die Verteidigung günstiger, der Arbeits- und Energieaufwand hierfür geringer
  als an anderen Stellen. Die beengte Lage auf der Landzunge - oft noch verstärkt
  durch eine möglichst kurze Stadtmauer, drängt die Häuser zusammen, bremst
  die Ausbreitungstendenz der Städte.     | 
 
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   Hierarchien sparen  Energie.     | 
  
   Die Notwendigkeit, im
  Konkurrenzfeld Energie zu sparen, führt ohne Planung zu >Hierarchien
  im Raum, etwa zur Hierarchie der Zentren - Dorf, Markt, Stadt - ähnlich
  wie zur Hierarchie der Wasserläufe - Bach, Fluß, Strom. Dem kürzesten Weg
  zum Meer entspricht der kürzeste Weg zum Markt ... Auch Märkte und Städte
  stehen miteinander in Konkurrenz um die Energie- und Güterströme; in
  geordneten Mustern, dem Dreiecks-Wabennetz der Zentren, verteilen sie
  sich mit ihren Einzugsbereichen über das Land, in ähnlicher Weise wie im
  kleineren Maßstab die Dörfer.     | 
 
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   Stadtbürger über ihre Arbeit an die Stoff- und Energieströme ange- schlossen    | 
  
   Die Sonne scheint aufs Land; ihre Energie wandert in
  Form von Brot über die Märkte auf den Tisch der Bürger in den Städten. Diese
  haben oft keine unmittelbare Verbindung zum Acker; ihr "Acker",
  über den sie die lebensnotwendigen Energieströme beziehen, ist der Arbeitsplatz.
  Und um den müssen sie sich in gegenseitiger Konkurrenz bemühen, ähnlich wie
  die Bauernfamilien durch ihre Arbeit auf den Äckern um die Ernte. Über
  das verdiente Geld gewinnen die Familien der Stadtbürger den Zugang zum
  Markt mit seinen Stoff- und Energieströmen.  | 
 
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    Notwendige
  Repräsentation der Familien ...    | 
  
   Die Hauptstraße in einem
  der Städtchen: Giebel an Giebel. Jeder Zentimeter an der Hauptstraße bedeutet
  Repräsentation, Werbung, Geldumsatz, bedeutet Energieströme,
  die man für sich abzweigen kann, bedeutet Chancen für die eigenen Kinder,
  das eigene genetische Programm. Die Familien werben für sich, zeigen ihre
  Macht, zeigen den Luxus, den sie sich gerade noch leisten können - und
  können in Wirklichkeit auf den "Luxus" so wenig verzichten wie
  der Pfau auf seinen Schweif.    | 
 
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   ... in der Baukultur, ...        | 
  
   Gebäudedetails haben nicht nur ihre
  Funktion als technische Elemente; sie erscheinen auch als Ausdruck und
  Symbol, ähnlich wie Auge und Mund im menschlichen Gesicht. Fenster, Erker,
  Giebel, alte Bäume können Symbole sein. Vermutlich gelten für die Symbole
  der Werbung und Repräsentation ähnliche Regeln von Selbstverstärkung und
  Musterbildung wie für die groben Muster in der Landschaft - nur vielfach
  ineinandergeschachtelt und miteinander verflochten. Die Symbole müssen
  im Modell nachgeformt werden in vielen Köpfen, in den DNS- und Proteinstrukturen
  vieler Gehirne. Auch das braucht ordnende Energie; auch hier entstehen
  Selbstverstärkungen und Konkurrenzen, auch hier hat die jeweils ökonomischere
  Variante Vorteile bei der Selbstverstärkung. Selbst die Postkarten, diese
  kleinen, flachen Abklatsche der Gebäudeschönheit für Touristen wirken als
  Werbung: Komm wieder, laß Geld hier, wirb weiter für uns...    | 
 
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   ... aber auch der staatlichen Gebilde ...    | 
  
   Auch größere Einheiten, die Staaten,
  können nicht auf Werbung und Repräsentation verzichten. Bauwerke wie die
  Walhalla bei Regensburg wirken nicht nur nach außen werbend und imponierend,
  sondern sollen auch nach innen die Identifikation der Bürger mit ihrem Staat
  festigen - als ein Teil der Selbstverstärkung dieses Großsystems.    | 
 
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   ... und Klöster.    | 
  
   Und die Klöster? - Da
  gibt es doch keine genetische Selbstverstärkung; wo sind denn da die
  "autokatalytischen Chemikalien"? Die unverheirateten Leute - in
  den Gleichgewichtszeiten des Mittelalters soll es, ähnlich wie heute, etwa
  die Hälfte der Bevölkerung gewesen sein - lebten oft entweder in Symbiose
  mit den (Groß-)Familien oder in Symbiose mit ihresgleichen in den Klöstern.
  An die Stelle der unmittelbaren genetischen Tradition tritt hier die
  kulturelle Tradition; an die Stelle der selbstverstärkenden Gene treten
  selbstverstärkende Denk-, Sprech- und Verhaltensmuster (">Meme"),
  etwa die Ordensregeln, in Symbiose mit (genetisch verankerten) Antrieben
  in Richtung Sicherheit und Gleichgewicht. Als selbstverstärkende
  Einheiten waren die klösterlichen Systeme nicht weniger erfolgreich als die
  Familien; Klöster wie in Obermarchtal oder Neresheim zeigen das. Ohne die
  Symbiose mit den Familien, also ohne daß immer wieder Zugang aus den
  Familien in die Klöster gekommen wäre, wären allerdings auch die Klöster
  ausgestorben. Das heißt, die Klöster waren auf die bäuerlich-handwerklichen
  Familien angewiesen.     | 
 
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   Einseitige Ausbeutung wird auf Dauer oft zu wechselseitiger
  Symbiose.    | 
  
   Aber haben sich die Klöster
  nicht durch Ausbeutung des umgebenden Landes ernährt, in Verquickung von
  geistlicher und weltlicher Macht, als Blutsauger und Schmarotzer? Waren
  die Bauern dem Kloster nicht tributpflichtig? Wie viele Zentner Getreide,
  wie viele Stunden Sonnenlicht, schmorend über den Feldern, ist eingeflossen
  in die Klöster, ist umgesetzt worden in Arbeit, in die Erhaltung und den
  Aufbau der materiellen Ordnung, schließlich in Stuck und Vergoldung,
  Intarsie und Brokat - Werbung und Repräsentation für ein Kollektiv! Doch:
  wenn es nur Ausbeutung gewesen wäre, dann hätten die Klöster auf Dauer ihren
  Nährboden und damit sich selbst zerstört. 
  Wenn das nicht der Fall war, muß es eine ambivalente Symbiose
  gewesen sein. Als Kulturträger boten die Klöster dem umliegenden Land mit
  den bäuerlich-handwerklichen Familien wohl auch mannigfache Vorteile -
  informierten, ordneten, schlichteten. Insgesamt werden sich die gegenseitigen
  Vor- und Nachteile auf Dauer einigermaßen die Waage gehalten haben - wie
  bei jeder Symbiose.     | 
 
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   Steuernde Energieströme ...        | 
  
   Ähnlich wie die Pflanzen
  einen Teil des Energiestroms der Sonne umsteuern in ihre chemischen
  Energiespeicher, ähnlich wie die Tiere die in den Pflanzen gespeicherte
  Energie umsteuern in ihre Muskeln - die wiederum dazu verwendet werden, wirkungsvoll
  Pflanzen abzugrasen, ähnlich, wie der Schleusenwärter durch seine Muskelkraft
  über Kurbel und Zahnstange einen ganzen Bach aufstauen und umleiten kann,
  so gibt es in den Dörfern und Städten Systeme, die durch vergleichsweise
  winzige steuernde Energieströme die großen Energieströme in der
  Landschaft umlenken. Damit zwingen sie diese Energieströme, ihre eigene
  Selbstverstärkung zu unterstützen. Ein Fürstbischof schreibt ein Dekret,
  und die Sittlichkeit im Bistum wird schärfer überwacht. Die Sünder werden
  zu Strafarbeit verurteilt; so werden die Straßen repariert; Verkehrsströme
  und Handel können besser fließen; die Tribute können steigen und der
  Fürstbischof nährt seine Macht. Bauern-, Bürger- und Adelsfamilien, Klöster
  und staatliche Gebilde sind solche selbstverstärkenden Einheiten in der
  Landschaft, die über Jahre und Jahrhunderte hinweg Information, Organisation,
  Energie, Reichtum ansammeln. Komplexe Gleichgewichte spielen sich ein zwischen
  sich gegenseitig ausbeutenden und gleichzeitig gegen äußere Feinde zusammenarbeitenden
  Ständen. Allerdings: Die Symbiosen werden sich kaum sehr weit entfernt haben
  von dem Punkt, an dem der jeweils Ausgebeutete nicht mehr viel zu verlieren
  hatte und deshalb den Ausbeuter allenfalls mit der Gefahr seines Wegsterbens
  und damit dem Ende der Symbiose erpressen konnte...     | 
 
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   ... im Brennpunkt geschichtlichen Interesses   | 
  
   Bisherige Geschichtswissenschaft
  kümmerte sich vorwiegend um die steuernden Energieströme und um die Umschaltprozesse
  in diesen Energieströmen: Schlachten, Dekrete, Verträge, Erbfolge und Fürstenheirat.
  So etwas sind vergleichsweise winzige Energieumsetzungen in der Landschaft,
  die mit dem höchsten Wirkungsgrad viel größere Energie- und Stoffströme
  umleiten. Aber ohne das Wissen über die Ströme, die da umgeleitet werden,
  hat auch das Wissen über Steuerungsprozesse wenig Vorhersagekraft. Wenn
  die Energiebasis in der Landschaft - das auf einer bestimmten technischen
  Stufe landbaulich genutzte Sonnenlicht - immer gleich bleibt, braucht
  man diese Basis nicht besonders zu beobachten. Wenn aber zusätzliche Energien,
  etwa über Kohle, Erdöl, Sonnenkollektoren erschlossen werden oder der
  Wirkungsgrad der Energie-Ausbeute durch technische Fortschritte gesteigert
  wird, dann wird sozusagen die "Grundplatte des Sandkastens" angekippt
  und alles läuft ganz anders ab. In einem solchen Fall müßte die Geschichtswissenschaft
  diese "Grundplatte" durchaus im Auge behalten.     | 
 
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   Schub fossiler Energie kippt die "Grundplatte
  des Sandkastens"    | 
  
   Die Sonne schien aufs Land - vor vielen Jahrmillionen -
  und ernährte große Sumpfwälder; die Blätter und Stämme urtümlicher Farnbäume
  fielen ins Wasser und konnten nicht verrotten; das tote, aber energiehaltige
  organische Material sammelte sich an; schließlich wurde es von Schlamm
  und Gestein überdeckt, geriet unter die Erdoberfläche; starker Druck
  formte es in Kohle um. Heute erst liegen Programme vor, die Energien
  der Kohle zu nutzen; sie wird abgebaut und dient den Maschinen zur
  Nahrung. Erst diese neuartigen selbstverstärkenden Gebilde können die Energien
  verwerten, um die einst die abfallverwertenden Lebewesen geprellt wurden.
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   Konkurrenz ist auch in der technischen Welt am
  Werk.    | 
  
   Heute hat das System, das am
  schnellsten nach >fossilen Energien und anderen
  neuen Energien greift, Konkurrenzvorteile; kaum ein System kann es sich
  leisten, darauf zu verzichten. Fossilenergie-genährte Technik, mit Bauwerken,
  Verkehrsnetzen und Maschinen, setzt heute ein Vielfaches an Energie um,
  als in agrarisch bestimmter Zeit umgesetzt wurde; die feineren alten
  Muster werden durch gröbere ersetzt. Auch bei den Mustern der technischen
  Welt, den Netzen der Autobahnen, Kanäle, Hochspannungsleitungen, den
  Kraftwerken, Tankstellen, Flughäfen, müßten ähnliche Regeln von
  Selbstverstärkung und Musterbildung gelten wie in der Natur und der
  agrarisch bestimmten Landschaft. Weil der Strom der technisch verfügbaren
  Energien nach wie vor wächst, die Energiebasis in der Landschaft deshalb
  nach wie vor nicht stabil ist, sind die Muster in der heutigen Landschaft
  noch unausgegoren, unreif, grob und häßlich. Asphalt ersetzt Pflaster;
  Beton ersetzt Fachwerk; Kunststoffe ersetzen Holz und Korbgeflecht. Die
  neuen Verfahren haben längst noch keine so lange Tradition wie die alten
  Handwerke. Wenn es in Gleichgewichtszeiten vor allem ums Sparen geht, so
  geht es in Wachstumszeiten vor allem ums Wachsen. Wer schneller wachsen
  und wuchern kann, überlebt; wer nicht mitwächst, macht bankrott.     | 
 
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   Entscheidend für ein Ausreifen der Strukturen ist
  ein gleichmäßiger Energiestrom.    | 
  
   Erst wenn das Energiewachstum
  zu einer relativen Ruhe kommt, können die Muster ausreifen. Dann müßten
  sich Feinheit und Schönheit auf höherer Energiestufe einstellen. Immer schmalere
  Nischen werden dann besetzt; neuartige Verknüpfungen werden möglich; neue
  Gleichgewichte stellen sich ein. Aber: Wenn in absehbarer Zeit die immensen
  Energiefluten der Sonne im außerirdischen Raum erschlossen werden, dann
  kann sich ein neues relatives Gleichgewicht nicht mehr auf der Erde allein
  bilden, sondern nur mehr im gesamten Sonnensystem ...  | 
 
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   Atkins, P. W.: Wärme und Bewegung. Die Welt zwischen Ordnung und Chaos.  Heidelberg: Spektrum der Wissenschaft 1986  | 
 
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   Eigen, M. Winkler, R.: Das
  Spiel.  München, Zürich: Piper 1975  | 
 
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   Hass, H.; Lange-Prollius, H.:  Die Schöpfung geht weiter.  Stuttgart-Degerloch: Seewald
  1978  | 
 
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   Tomášek, W.: Die Stadt als Ökosystem.
   Landschaft + Stadt 11, 1979,
  S. 51-60  | 
 
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   Tomášek, W.: Technische Evolution
  und räumliche Ordnung.  Stadtbauwelt 67, 1980, S.
  301-306  | 
 
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   Wickler, W.; Seibt, W.: Das Prinzip
  Eigennutz.  Hamburg: Hoffmann & Campe 1977.  | 
 
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   Begriffe - wie sie hier verwendet
  werden  | 
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   Autokatalyse = Selbstverstärkung, z.B.
  des Feuers durch die selbst erzeugte Hitze   Axiom = allgemeine Grundannahme,
  von der eine Wissenschaft ausgeht   dynamisches Gleichgewicht = ein in gewissen Grenzen
  (z.B. abgesehen von geringen Schwankungen) gleichbleibender Zustand eines
  >dynamischen Systems. Beispiele: Ein rund laufender Motor, ein Wasserfall,
  ein gleichmäßig fliegender Vogel.   dynamisches System = >System mit Veränderungen
  in der Zeit   Energie = Fähigkeit eines dynamischen
  Systems, Arbeit zu leisten. Einer der Grundbegriffe der Physik   Erdhülle = (in geographischer Sicht)
  Kugelschalenschicht um die Erde zwischen glutflüssigem Erdinneren und
  Weltraum, mit Gestein, Boden, Gewässern, Lufthülle, Lebewesen und
  technisch-kulturellen Systemen. Wird in >Landschaften untergliedert.    Erosion = Abtragung von Boden oder
  Gestein durch Wasser oder Wind   Evolution = Entwicklung, insbesondere
  Entwicklung der energieumsetzenden (bzw. lebenden) >Systeme auf der Erde
  in gegenseitiger Beeinflussung und unter Veränderung der inneren Struktur   fossile Energie = In Torf, Kohle, Erdöl und
  Erdgas gespeicherte >Energie - stammt aus abgestorbenen Pflanzen früherer
  Erdzeitalter.    Gen = Einheit der biologischen
  Erbsubstanz, ein Abschnitt auf dem Kettenmolekül DNS.   Gleichgewicht = Zustand eines Systems, das
  sich - in gewissen Grenzen - in der Zeit nicht ändert. Ein statisches Gleichgewicht
  kann ohne Energieumsatz erhalten werden, ein >dynamisches Gleichgewicht
  nur mit Energieumsatz.   Hierarchie = eine Anordnung von Elementen,
  so daß ihnen verschiedener Rang zugeordnet werden kann, etwa wie Stamm, Äste,
  Zweige eines Baumes. Gegensatz z.B. kreis- oder rasterförmige, auch
  zufällige Anordnung.    Kohlehydrat = energiehaltige chemische
  Verbindung aus Kohlenstoff, Sauerstoff und Wasserstoff; Nahrungs-Grundstoff   Konkurrenz = das Beanspruchen der gleichen
  >Ressource durch zwei oder mehrere lebende Systeme.    Landschaft = ein Ausschnitt aus der
  >Erdhülle mit allen >Landschaftselementen   Landschaftselement = Bestandteil der >Landschaft,
  zusammengefaßt u.a. in Gestein, Boden, Gewässer, Lufthülle, Lebewesen,
  technische Gebilde   (Fluß-)Mäander
  = Flußwindung   Mem = gedachte Grundeinheit
  kultureller und technischer Information, entsprechend dem >Gen   Ökologie = Wissenschaft von den Wechselwirkungen,
  insbesondere dem Stoff- und Energieaustausch lebender, allgemein
  energieumsetzender >Systeme mit ihrer >Umwelt, verallgemeinert Wissenschaft
  von den >Ökosystemen   Ökophysik = Anwendung physikalischer
  Vorstellungen auf Fragestellungen der >Ökologie   Ökosystem = Wirkungsgefüge aus Lebewesen,
  unbelebten natürlichen sowie ggf. auch technischen Bestandteilen, die
  untereinander und mit ihrer >Umwelt in Wechselwirkung stehen, insbesondere
  >Energie und Stoffe austauschen.    Regelkreis = Grundschema einer
  negativen >Rückkopplung. Das >Verhalten
  eines >dynamischen Systems verändert die >Umwelt in der Weise, daß
  sie gegensinnig, also bremsend auf das Verhalten zurückwirkt.
  Grundbedingung für >dynamisches Gleichgewicht. Gegenteil: Wachstumskreis
  oder "Teufelskreis", durch eine positive Rückkopplung verursacht.
     Ressourcen = Energie, Rohstoffe, Boden
  und andere Grundlagen für die Existenz eines lebenden Systems, insbesondere
  menschlicher Gesellschaften.    Rückkopplung = Beeinflussung des >Verhaltens
  eines >dynamischen Systems oder >Elements durch die Auswirkungen
  dieses Verhaltens auf seine >Umwelt. Kann zur Verstärkung dieses Verhaltens
  führen (positive Rückkopplung) oder zur Bremsung (negative Rückkopplung).    Stoffkreislauf = (dynamischer) Gleichgewichtszustand
  von Stoffströmen in einem >Ökosystem   Symbiose = Zusammenwirken zwischen
  zwei oder mehreren lebenden, allgemein energieumsetzender >Systemen zu
  gegenseitigem Vorteil - meist als gegenseitiger Austausch von Stoffen und
  Energien darstellbar.    Synergetik = Lehre vom Aufbau komplexer
  Ordnung aus dem zunächst chaotischen Zusammenwirken vieler Einzelelemente   System = Gesamtheit von Elementen,
  die untereinander, bei offenen Systemen auch mit ihrer >Umwelt, in
  Beziehung stehen.    Thermodynamik = Wärmelehre, heute z.T.
  auch verallgemeinert auf alle Anwendungen des >Entropiesatzes.   Umwelt = Im allgemeinen Sinn. Gesamtheit
  aller Systeme, die mit einem bestimmten System in Beziehung stehen. Im
  engeren Sinn = die Gesamtheit der natürlichen Systeme, die mit der menschlichen
  Zivilisation in Beziehung stehen, also Gestein und Boden, Gewässer, Lufthülle,
  Pflanzen- und Tierwelt.     | 
 
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