Wolfgang Tomášek

 

 

 

Zur Ökologie der Friedensbewegung

 

Öko-Text

 

6

 

Stand 1.9.2001 (1985)

 

 

 

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Zusammenfassung

 

 

 

1. Standpunkte und Alternativen

 

2. Zur Ökologie der Ideen

 

3. Zur Idee des Frie­dens im Ideen-Öko­sy­stem

 

 

 

Quellen

 

 

 

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1. Standpunkte und Al­ternativen

 

Uneinigkei­ten in der Frie­densbewegung ...

 

 

 

 

a)  "Friedensarbeit muß heute mehr sein als Raketen- oder Giftgas- oder >Plu­to­nium-Protest. Es kommt auf die positiven Alternati­ven an."

 

b)  "Es kommt nur auf Raketen, Gift­gas und Plutonium an. Solange diese Kern­probleme nicht be­wältigt sind, ist alles andere Ab­lenkung und Ver­zettelung."

 

c)  "Warum kann nicht der eine dies, der andere jenes zu seinem Kern­problem machen, und beide sich ergänzen.“

 

 

Oder:

 

a)  "Die Friedensbewe­gung hat den Durchbruch immer noch nicht er­reicht; un­geachtet dessen, was sich - vielleicht nur vorübergehend - in der Weltpo­litik be­wegt, sollten wir unbeirrt weiterboh­ren."

 

b)  "Wir sollten mit dem Bohren ein­halten, uns besin­nen, die Wand nach Stellen abklopfen, wo vielleicht die Fin­gernägel zum Durchbruch genü­gen."

 

c)  "Warum können nicht die einen durch Stetigkeit, die anderen durch Fin­digkeit zu ei­nem gemeinsamen Anlie­gen beitragen?"

 

 

Oder:

 

a)  "Jetzt, wo sich in der Weltpolitik wirk­lich etwas zu bewe­gen scheint, kommt es darauf an, ein­zustei­gen, um selbst be­reit­zustehen, wenn die Macht­verhält­nis­se ins Kippen kom­men."

 

b)  "Es kommt darauf an, so weit wie mög­lich auszu­stei­gen; der entschei­dende He­belpunkt liegt außer­halb des >Systems."

 

c)  "Was bedeutet 'einsteigen' oder 'aussteigen'? Ein­steiger wie Aus­stei­ger blei­ben im glei­chen >Ökosy­stem; sie wir­ken nur an ver­schie­denen Stellen. War­um sollten sie nicht zu­sammenwir­ken?"

 

 

Oder:

 

a)  "Es kommt auf die besseren Argu­mente an; nur das über­zeugt die Leute, die bisher nicht so den­ken wie wir."

 

b)  "Es kommt auf das Beispiel an, nicht auf das, was wir dazure­den."

 

c)  "Muß das ein Ge­gensatz sein, wenn auch die Art des Argumen­tierens bei­spielhaft sein kann?"

 

 

Oder:

 

... schöpferisch

bear­beiten ...

 

 

 

a)  "Wir können den Krieg nicht ab­schaffen; das wäre das politische Ge­genstück zum '>Per­petuum mobi­le'."

 

b)  "Was als Naturge­setz erscheint, kann sich nur aus bis­he­riger Er­fah­rung speisen; die Zukunft ist prin­zipiell offen; laßt uns also dazu beitragen, den Krieg tat­säch­lich abzu­schaffen!"

 

c)  "Kann man nicht dahingestellt sein lassen, ob Krieg ein Naturgesetz ist oder nicht? Ver­sucht nicht auch ein Arzt alles, was er kann, um Leben zu retten - ohne zu wis­sen, wann er schließlich unter­liegt?"

 

 

 

2. Zur Ökologie der Ideen

 

 

... vor einem abstrakte­n Hinter­grund?

 

 

 

Standpunkte und Alter­nativen - aufgespannt von ver­schiedenartigen Leuten in der Friedensbewegung, ne­ben- und gegeneinan­der; dazu Vermittlungs­ver­suche nach jeweils ähnli­chem Muster. Warum ist es so schwer, sich zu einigen, selbst "im glei­chen Lager"? Warum ist Frie­den auch innerhalb der Friedens­bewegung so mühsam? Könnten wir hierzu auf einer anderen Be­trachtungs­ebene nach >Modellen suchen und damit Er­fahrungen aus ande­ren Bereichen erschließen? - Täg­lich vergleichen wir das eine mit einem anderen, verwenden wir Modelle in ein­fach­ster Form. >Ideen "keimen", "wachsen", "reifen" - der Rückgriff auf all­tägliche Erfahrungen, hier etwa mit Pflanzen, ist bei der Beschrei­bung von Abläufen in der Ideengeschichte gang und gäbe. Könnte dieser Rückgriff nicht konsequent durchge­führt werden? - Oft hört man auf eine solche Frage den Einwand, daß sol­che Ver­gleiche "nicht zulässig" seien, da Pflanzen "etwas ganz anderes" seien als Ideen, eine andere "Seinsebene"; es hand­le sich um "bloße Ana­logien" und ähnliches mehr.

 

Ökologische Begriffe ...

 

Dem könnten wir be­gegnen dadurch, daß wir die ur­sprünglich aus der alltägli­chen Erfah­rung stammenden Be­griffe so verallge­mei­nern, daß sie gleichzei­tig auf Pflanzen, auf Tierpopulationen, auf wirtschaftliche und poli­tische Gebilde, aber auch auf Ideen ange­wen­det werden können. Die öko­logische Ab­straktion wäre eine solche Ver­allgemeine­rung.

 

so verall­gemei­nern, ...

 

Wir könnten damit "gei­stige Gebilde", etwa politische Ideen, speziell auch die Ideen der Friedensbewegung, als energieumsetzende Sy­steme betrachten. Ohne >Energie erschallt kein Wort, wird kein Buch­stabe ge­schrie­ben, er­strahlt kein Punkt auf einem Bildschirm. Auch der sublim­ste Gedanke braucht Energie, um sich in seiner >Um­welt einzuni­sten, zu er­halten und fortzu­ent­wickeln.

 

... daß der Begriff des "Ideen-Ökosystems" gebildet werden kann

 

 

 

Die nähere Umwelt von geistigen Gebilden be­stünde in unserer öko­logischen Abstrak­tion aus Gehirnzellen, Ner­ven, Zungen, Kehlköp­fen und Ohren, aus Büchern und Zeitschrif­ten, aus Bildschirmen, Mikrophonen, Tonbän­dern und ähnlichem. Ihre weitere Umwelt be­stünde darüber hin­aus aus der Gesamtheit der Men­schen, die mit diesen geistigen Gebil­den umgehen - samt ihrer kulturell-techni­schen Infrastruktur. Unser Blick hat sich damit umge­kehrt: Ideen werden jetzt nicht mehr wie gewöhnlich als Produkte von Menschen betrachtet, sondern Menschen als Umwelt­bestandteile von Ideen. In einer solchen Per­spektive könn­ten wir die politischen Ideen der Menschheit als Elemen­te eines "Ideen-Öko­sy­stems" deuten, ähnlich wie etwa ein >Epiphyten-Ökosystem auf einem Urwald­baum. Ein Öko­system wäre dabei all­gemein ver­standen als ein >dynamisches System aus Teilsystemen, die unter­einander Energie oder Energie und Stoffe austau­schen. Biologi­sche Ökosysteme, poli­tische Systeme aus Nationen und Militär­blöcken - und schließ­lich Ideen-Ökosysteme wären dann Spezialfälle eines solchen all­gemei­nen Öko­systems. Phy­sikalische und ökologi­sche Gesetzmäßigkei­ten, die auf biologische Ökosysteme oder Mensch­/Tech­nik/Um­welt-Ökosysteme ange­wendet werden können, ließen sich auf ein Ideen-Ökosystem, etwa das Ökosy­stem der politischen Ideen über­tragen.

 

Ideen überleben

in ei­nem Konkurrenzfeld

 

 

 

In ökologischer Be­trachtung wären zu­nächst nicht "Wahr­heit", "Richtigkeit" oder "Wi­der­spruchsfreiheit" einer Idee von Belang, son­dern ihr Überleben und ihr Ausbrei­tungsvermögen in ihrer Umwelt. Welche Eigen­schaften, welches Ver­halten einer Idee fördert Über­leben, Wachs­tum und Vermehrung in dieser oder jener Um­welt? - Das wäre die naheliegende Frage. Wir würden auch nicht er­warten, daß sich unbe­dingt die eine von ver­schiedenen alternativen Ideen als die "richtige" oder "wahre" durch­setzt. vielmehr könnten sich dynami­sche Gleichge­wichte zwischen den Alterna­ti­ven einpen­deln, auch wenn diese sich gegenseitig wider­sprechen - ähnlich wie etwa zwischen Räuber- und Beutetier->Popu­latio­nen in einem biologi­schen Ökosystem. Nur wenn ein Milieu so homogen ist, daß sich >konkurrierende Ideen nicht auf verschiede­ne >öko­logische Nischen spezialisie­ren können, wäre die voll­ständige Ausrot­tung von Ideen durch ihre Konkurren­ten zu erwarten. Das wäre am ehesten in Wissen­schaften oder >Ideologien mit einer einheitlichen Sprache und Logik der Fall, etwa in Teildiszipli­nen der Mathematik.

 

Ökologische Modelle erlauben globale, nicht spezielle Prognosen.

 

Hier soll nun versucht werden, in erster Nä­herung einige Vermu­tungen über Zusam­men­hänge in einem Ideen-Öko­system zu skizzieren - um daraus eventuell erste Folge­run­gen für die Arbeit der Friedens­bewe­gung zu ziehen. Das soll nicht be­deuten, daß die Entwicklung des Wech­sel­spiels im Ideen-Ökosystem im einzel­nen vorherzu­sagen wäre. Das wäre wohl so we­nig möglich wie in ei­nem biologi­schen Öko­system - weil der >Zufall an Ent­scheidungen be­teiligt ist, die als Wei­chen­stellungen wirken können. Bevor die Kar­ten gemischt sind, ist auch ein Karten­spiel nicht vorherzu­sagen. Trotzdem lassen sich gewisse Aussagen ma­chen, wenn man die Strategien der Spieler und ihre Spielgewandtheit kennt.

 

Ökologische Grund-

be­griffe und Grundvor­stel­lungen lassen sich auf die Welt der Ideen anwenden:

 

 

 

Die hier verwendete Argumentation folgt einem Grund­mu­ster. Wir gehen von wenigen elementaren Voraus­set­zungen aus - dem Energieumsatz der be­treffenden Systeme, der Erhaltung der Energie, der Begrenztheit des Energiestromes, der auf die Erde fällt, und dem Zufall, das heißt der Unmöglichkeit, alle kleinsten Ver­ände­rungen vorher­zusagen. Damit wenden wir prak­tisch die >Haupt­sät­ze der Ther­mo­dynamik auf irdische Verhältnisse an. Diese Voraus­setzungen wür­den be­deuten, daß alle energie-umsetzen­den Systeme sich aus dem gleichen Energie­strom ernäh­ren müssen. Wenn nur ein einziges Mal im Lauf der >Evolution in einer kleinsten Verände­rung die Fähigkeit zu Wachstum oder Ver­mehrung aufgetreten ist, müßten in der Folge alle energieum­setzenden Syste­me zu Wachstum oder Ver­mehrung fähig und bereit sein, da sie sonst von der wach­senden Variante über­wuchert und von ihren Energiequellen ab­ge­schnitten würden. Das heißt, wachstums- und vermehrungsfähige Sy­steme stünden in einem begrenzten Ener­giestrom grundsätzlich unter Konkurrenzdruck. Jedes energieumset­zende Sy­stem innerhalb eines Ökosystems besäße mindestens einen Kon­kurrenten, der sich in seinen Energiestrom hinein aus­breiten würde, wenn er nicht daran ge­hindert würde. Im Grundmuster unserer Argumentation stellen wir uns also stets ein Konkurrenzfeld vor, eine Anzahl un­terein­ander konkurrierender ener­gieumset­zender Syste­me. Dann fragen wir nach den Chancen oder Risiken, die bestimm­te Ei­genschaften oder Verhaltensmuster für Über­leben, Ausbreitung und Vermehrung der betrach­teten Systeme in diesem Konkurrenz­feld bieten. Solche Eigen­schaften oder Verhal­tensmuster könnten das Innenleben der Syste­me betreffen oder aber ihre Umweltbeziehungen, also die Beziehungen zu Energie- und Stoffquellen, >Sym­bionten, Kon­kurrenten, Abfalldeponien.

 

Energie-

und Stoff-Ökonomie

 

In einem Konkurrenzfeld von Ideen, die sich nur in der Stoff- und Ener­gie-Spar­samkeit unter­scheiden, würde dieje­nige Idee die meisten Chan­cen haben, die am we­nigsten Stoffe und Ener­gie für die glei­chen Funktionen verbraucht, die also knapper und prägnan­ter formuliert werden kann - aller­dings im Bezug auf ihre Um­welt, unter anderem die Gesamtheit der Ideen in den Gehirnen der Leute, denen sie mitgeteilt wird. Die Denk- und Sprach­ökonomie dürfte im Öko­system der Ideen die gleiche Rolle spielen wie die Sparsam­keit im kauf­männi­schen Bereich und die Ressourcen­ökonomie der Lebewe­sen in einem biologisch bestimm­ten Ökosystem. Das wäre vielleicht der Ansatz einer Erklärung dafür, daß sich oft "blinde" Ideen durch­setzen, also Ideen, die mit einem mini­malen Um­weltmodell auskom­men, weil sie sich - ähnlich wie >Pa­rasiten - auf die für sie ent­schei­denden Umweltreize konzen­trie­ren und damit Energie und Stoffe einsparen. "Ideo­logi­sche" oder "religiöse" Blindheit könnte als eine solche Art Ressourcen-Spar­samkeit gedeutet wer­den. Die - im Ver­gleich zu konkur­rierenden Ideen - bei einer Funktion einge­sparte Energie könnte dazu verwendet werden, um eine andere Funk­tion voranzutrei­ben, zum Bei­spiel Wachstum und Ver­mehrung.

 

Kurzfristige

Überlebens­zwänge

 

 

 

Selbst die Anpassung an längerfristige Ten­denzen könnte - wenn sie Energien bindet - Überlebensrisi­ken für eine Idee bedeuten: Konkurrenten im Ideen-Ökosystem, die gegen­wärtig Energie freiset­zen, könn­ten gewinnen - und die später eventu­ell freiwerdende ökolo­gische Nische für die langfristig angelegte Idee würde von wo­an­dersher besetzt, weil die Langfrist-Idee bis zum entspre­chenden Zeitpunkt den kurzfristi­gen Konkurrenzkampf nicht überlebt - wenn sie nicht "Samen" aus­gestreut hat, die, etwa in Büchern, mit minima­lem Energiever­brauch die widrige Zeit über­brücken und dann auch zur rechten Zeit und am rechten Ort zum Keimen kommen.

 

Optimierung

des Ord­nungsgrades

 

In einem Konkurrenzfeld von Ideen würden im allge­meinen diejenigen die größten Chancen haben, deren innerer Ordnungsgrad am größ­ten ist - die also mehr Modell­strukturen über sich selbst enthalten. Damit wären die inneren Wider­sprüche, Reibun­gen und Kon­kurrenzen vermindert, wäre also insgesamt Energie ein­gespart. Allerdings wür­de auch die Herstellung ei­nes höheren inneren Ord­nungsgrades Energie ver­brauchen - die zur Zeit der Herstel­lung von der Um­weltfront abge­zogen wer­den müßte, was wiederum gefährlich wer­den könnte. Deshalb dürfte der innere Ord­nungsgrad von Ideen genauso wie der von Lebe­we­sen in ihrem Konkurrenzfeld insge­samt gerade noch aus­rei­chend sein.

 

Energie-Gier

 

In einem Konkurrenzfeld von Ideen, die sich nur in ihrem Verhalten ge­genüber Energiequel­len ihrer Umwelt unter­scheiden, würden sich diejenigen durchsetzen, die sich mehr Energie für ihre eigene Erhal­tung und Repro­duktion abzweigen kön­nen. Als unmit­telbare Energie­quellen für Ideen kommen Menschen und technische Systeme in Frage, mittelbar auch ande­re Ideen und letzt­endlich - wie für die meisten ener­gieumset­zenden Systeme auf der Erde - die Sonne. Für den Energiebezug gäbe es - mit Über­gängen und Über­schnei­dungen - die Strate­gien der >Symbio­se, die des >Para­sitismus und der Räube­rei.

 

 Symbiosen

 

 

 

Symbiose wäre die gegenseitige Förderung zwischen den Ideen und den sie tragen­den und ernährenden Menschen, Maschinen oder Ideen. Ideen könnten ihre ei­gene Erhal­tung, Ver­stärkung und Vermeh­rung för­dern, indem sie über Ketten­reaktionen bei ihren Sym­biosepart­nern die Freisetzung größerer Energien für deren eigene Le­bensfunktionen auslö­sen. Ideen, in denen die Auslösung von sol­chen Kettenre­aktionen zum Grundprogramm gehört, dürften gute Verbreitungs­chancen haben. Beispielsweise könnten sie Abwehr­re­aktionen zwischen Menschen sen­ken, da­mit etwa die Fähig­keit, in Kommunen oder Orden ökonomisch zu­sam­menzurücken. Durch den Übergang auf ein dichteres soziales Gefü­ge würde Ener­gie frei­gesetzt; die betroffenen Menschen wären aus ihren eigenen Über­le­bens- und Fortpflan­zungsinteressen geneigt, solche Ideen als "Ideo­logie" zu verbreiten.

 

Treue und Untreue

 

Eventuell könnte der rechtzeitige Wechsel des Sym­biose­partners für das Über­leben und die Durchsetzung von Ideen Bedeutung be­kommen. Wenn sich zum Bei­spiel ab­zeichnet, daß die Maschinen aufgrund ihrer effekti­veren und schnel­leren Evolution die Menschen und allgemein die Lebe­wesen verdrängen, dann wür­den schließlich nur diejenigen Ideen über­leben, die als för­dernde Ideen für Maschinen, Roboter und Automa­ten auftreten können und damit auf den Sym­bio­se­partner Mensch nach seiner Ausrottung ver­zichten könnten. Umge­kehrt würde eine Idee, die Maschinen­verweige­rung oder Maschinen­stürmerei als Be­standteil hätte, ihre eigene Über­tragung durch Ma­schi­nen behindern. Wenn die Maschinen diese Über­tragung schneller oder sparsamer besor­gen als Men­schen, so würden solche Ideen ihre eigenen Verbrei­tungschancen be­schnei­den, sich wo­möglich selbst zum Aus­sterben bringen.

 

Kriminelles

 

Bei Parasitismus und Räuberei wäre, anders als bei Symbiose, zu­min­dest keine unmittel­bare Gegenseitigkeit der Inter­essen mehr gege­ben. Kleinere Ideen mit ge­rin­ge­rem Energie- und Stoffumsatz würden wohl eher zu Parasitis­mus neigen, also dem unter­schwelligen Ab­zweigen kleiner Ener­gie­ströme - ohne dabei das "Wirtstier" zu ver­nichten. Das "Aufreiten" auf an­dere Ideen und Bewe­gungen, wie es etwa in der Werbung oder auch in der Politik gang und gäbe ist ("Jiu-Jit­su-Prin­zip") könnte man ökolo­gisch unter "Parasitis­mus" einordnen. Ideen mit großem Ressourcen­um­satz, etwa große Wis­senschaften, politische Ideologien oder Religio­nen könnten sich da­ge­gen ihre Beute räube­risch ein­verleiben.

 

Bekämpfung

der Kon­kurrenten ...

 

 

 

Ideen müßten wie alle anderen energieum­set­zenden Systeme mitein­ander im begrenz­ten Energiestrom kon­kurrie­ren. Deshalb wäre zu erwarten, daß bei Ideen, die mehr als nur wachsen können, eine Überlebens­prämie auf der Fähigkeit steht, Konkur­renten zu be­kämpfen. Je nach Komplexität der beteilig­ten Ideen wären etwa die Fähigkeiten zu

 

-    Abgrenzung eines >Territo­riums mit den dazuge­höri­gen Energie- und Stoff­strömen,

-    >Infiltration in das Territori­um des Kon­kurrenten und damit Energie- und Stoff­gewinn,

-    direktem An­griff,

-    Verteidigung gegen Infil­tration oder direkten An­griff

 

zu erwarten. Ähnlich wie Organismen oder wirtschaftli­che sowie staatliche Gebilde hät­ten Ideen, die auf der je­weiligen Stufe der Komplexität solche Fä­higkeiten entwickelt haben, oftmals höhere Überlebens- und Vermeh­rungschan­cen gegen­über konkur­rierenden Ideen, die solche Eigenschaften nicht haben.

 

... wie Vermeidung überflüssiger Kämpfe

 

Allerdings hätten - in Grenzen - auch dieje­nigen Ideen Vorteile, die den Kampf mit konkur­rierenden Ideen, die sie nicht vollständig ver­nichten können, zum Minimum machen. Damit würden sie den Ener­giever­lust durch den Kampf weit­möglichst ver­meiden. Das wäre etwa durch ein Verhal­ten zu erreichen, das sich in die Lücken zwi­schen andere Ideen hinein entwi­ckelt und damit Nischen-Über­lap­pung aus­weicht. Völlig zu vermeiden wäre Ni­schen-Überlappung und aktiver Konkurrenzkampf nicht, wenn nicht gleichzeitig die Wachs­tumsbereitschaft der Ideen und damit die Fähig­keit, neue Nischen zu besetzen, in Frage gestellt werden soll. Das wäre aber elemen­tar unwahrschein­lich.

 

Das Ideen-Ökosystem bildet größere Struktu­ren ab

 

 

 

Wenn wir Ideen als energieumsetzende Sy­steme, als Elemente eines Ideen-Ökosy­stems deuten, so wäre also zu erwarten, daß sie sich ähnlich verhalten wie Popula­tio­nen von Tier- und Pflanzenarten in ei­nem biologischen Ökosystem, aber auch ähnlich wie menschliche Popula­tionen - Stämme, Völker, Völkerge­mein­schaften. Im sublimen Ideen-Ökosystem, bei Kon­kurrenz­kampf und Symbiose der Ideen in menschlichen Gehirnen, in Bü­chern, auf Bild­schirmen und Plakaten wäre in allge­meiner Weise das wiederholt, was sich zwischen Menschen und Völkern in der Politik abspielt: Sukzessionen, Fluktua­tionen, Schwingungsvor­gänge und Katastro­phen. Das Ökosystem der Ideen wäre ein Teilsystem des gesam­ten irdischen Ökosy­stems. Gleich­zeitig wäre es Modell des Gesamt­systems und umgekehrt. Dadurch erhielte das Ge­samtgefüge einen hohen inneren Ord­nungs­grad - dadurch wiederum die Idee des Ideen-Ökosystems öko­nomische Vorteile für seine Symbionten und schließlich relativ hohe Überlebenswahrschein­lich­keit.

 

Ökologische Prognosen zunächst trivial ...

 

 

 

 

 

 

 

 

 

... bis der Modellfundus reichhaltig geworden ist.

 

Solche Ideen->Ökologie wäre zunächst ziem­lich >trivial; sie würde zu­nächst nicht viel mehr bringen als das verall­gemeinerte ökologische Wissen in Sprichwör­tern: "Wo Tauben sind, fliegen Tauben zu", "Die Bäume wachsen nicht in den Himmel", "Auf Regen folgt Son­nenschein", "Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht". Wenn man sich aber tatsäch­lich an die Fleißarbeit macht, Energie- und Stoffhaushalt von Ideen zu untersuchen und die Daten in konsequente Modelle unter Berück­sichtigung der Haupt­sätze der Thermodyna­mik zusammenzubauen, dann dürfte man im Lauf der Zeit zu diffe­renzierteren Progno­sen kommen können, ähnlich wie bei der Erfor­schung der bio­logischen Ökosy­ste­me.

 

 

 

3. Zur Idee des Frie­dens im Ideen-Öko­sy­stem

 

 

Auch die Idee des Friedens lebt

im Ideen-Ökosystem

mit Konkur­renten

und Sym­biose­partnern

 

 

 

In ökologisch distanzier­ter Sicht wäre die Idee des Friedens - und ähnlich jede andere Idee der Frie­dens­bewe­gung - eine Idee unter anderen im Teilöko­sy­stem der politischen Ideen, mit ihrer ökologi­schen Nische, ihren Konkurrenten und Sym­biose­partnern. Wir könnten die Gesetzmä­ßigkeiten einer Ökologie energie­umsetzender Systeme auch auf Frie­densideen anwen­den und zur Auf­stellung von Prognosen benutzen. Es könnte zum Beispiel vermutet werden, daß die Idee des Friedens ihre be­grenzte ökologi­sche Nische hat - kriegerische Ideen aber auch, und daß es un­wahr­scheinlich ist, daß die Idee des Friedens die ökologischen Ni­schen kriegerischer Ideen mitbesetzen kann. Es könnte weiter ver­mutet wer­den, daß eta­blierte Ideologien eher die Symbiose mit Frie­densideen su­chen als existenzbedrohte. Schließlich könn­te zum Beispiel vermutet wer­den, daß kriegeri­sche Ideologien mit der Nach­äffung von Friedens­ideen eine erfolg­reiche >Mimikry be­treiben können.

 

Ökologisch-ethische Konzepte für die

Idee des Frie­dens?

 

Wenn wir aber zur Idee des Friedens eine ethi­sche Beziehung haben, dann könnten wir uns nicht auf all­gemeine Gesetzmäßigkeiten und Prognosen allein be­schränken. Wir müßten die Idee des Ideen-Ökosy­stems, speziell des Teilökosy­stems der politischen Ideen ein­bauen in ein ethisches Konzept - wobei aller­dings stets auch die­ses Konzept komplemen­tär als Be­standteil eines Ideen-Ökosystems be­trachtet werden könnte.

 

Bei einer ethischen Betrachtung der Frie­densideen im Ideen-Ökosystem wären ver­schiedene Ansätze denkbar. Verbreitet er­scheinen heute vor allem zwei ein­ander entgegengesetzte Ansät­ze, die mit den Begrif­fen "Subli­mation" und "Be­währungsfeld" um­schrieben werden sol­len:

 

 

Krieg abschaffen durch Verlegung ins Reich der Ideen?

 

 

 

"Sublimation" meint die Vorstellung, daß der Krieg zwi­schen Völkern abgeschafft werden sollte oder könnte, da­für aber ins Ideenreich verbannt werden sollte. Der Krieg sollte sozu­sagen "sublimiert" und damit "friedlicher" ge­macht werden.

 

In ökologischer Vorstel­lung wäre allerdings auch ein Krieg im Ideenreich ein Konkur­renzkampf um Energie und Stoffe mit dem Risiko des Existenz­ver­lustes. Könnte nun das politische Ökosy­stem der Völker vom Zwang zum Krieg entla­stet wer­den durch den sub­limen Krieg im Ideen-Ökosy­stem? Läßt sich Krieg sublimie­ren? - "Fried­li­cher Wettbewerb der Ideen" oder "Mit­ein­ander reden, nicht aufeinander schie­ßen" - das wären Parolen, die diesen An­satz verdeutli­chen. Gegen seine konse­quente Durchführ­barkeit spräche folgen­de Überlegung: Solange sich Ideen noch nicht unabhän­gig als Pflanzenfresser, Räuber oder als Kon­kur­renten der Pflanzen selb­ständig vom Son­nenlicht ernähren kön­nen, müßten sie ihre Energie von Men­schen oder Maschi­nen als Sym­biose­partnern oder "Wirts­tieren" bezie­hen. Diese aber dürften nur dann zu einer ent­spre­chen­den Energie­spende bereit sein, wenn die Sym­biose mit den be­tref­fen­den Ideen ihnen selbst Überlebens- und Fortpflan­zungsvorteile bietet. Reine Luxusideen wären auf Dauer un­wahrschein­lich. Das wür­de bedeuten, daß leben­dige Ideen über Ver­stär­kungs­mechanis­men mit dem Leben ihrer Sym­biose­partner ver­bunden sind, für sie zumindest längerfri­stig existentielle Bedeutung haben. Das hieße wie­derum, daß eine echte Sublima­tion des Krieges ins Ideen-Ökosy­stem ohne kriegerische Rückwirkung auf das Ökosystem der Völker unwahr­scheinlich wäre. Der Hinweis auf die Reli­gions­kriege könnte diese Überlegung stüt­zen. Nur wenn ver­schiedene para­sitäre Ideen ihrem Wirt­stier zufällig exakt in glei­chem Maße Ressour­cen abzap­fen, könnten sie untereinander Krieg füh­ren, ohne daß der Aus­gang der Krie­ges das Wirtstier zu interessieren bräuchte.

 

 

Friedensfähigkeit bewähren selbst bei der Auseinandersetzung zwischen Ideen?

 

 

"Bewährungsfeld" wäre eine Alternative zum Gedanken der Sublima­tion des Krieges. Das Ideen-Ökosystem könnte als Modell, als Bewäh­rungsfeld benutzt wer­den. In ihm könnte die Friedensbewegung im Kleinen de­mon­strieren, was sie im Großen anstrebt: die Vermei­dung des existenzge­fährdenden, physischen Austrags von Konkur­renzen zwi­schen Völkern und Nationen - die Ab­schaffung des Krieges. Man könnte so etwas als eine Anwendung der >Ethik der "Ehrfurcht vor dem Leben" auf Ideen betrachten.

 

Wenn, dann auch Frie­den mit kriegerischen Ideen!

 

 

 

Dabei wäre es nicht genug, im Teilökosy­stem der Frie­densideen allein Frieden zu schaffen. Das irdische Ideen-Ökosystem ent­hielte auch alle kriegerischen Ideen - die Erobe­rungsethik verschiedener Völker der älteren und neueren Geschichte, Überlegenheits- und Auserwählt­heits­ansprüche vieler Völker, die Ethik der Nazis und Neo­nazis. Wenn aber im Ideen-Ökosystem Frieden ge­schaf­fen werden soll, dann müß­te die Frie­densbewe­gung ihre eigenen Ideen in >Koexi­stenz brin­gen sogar mit den kriege­rischen Ideen anderer politi­scher Rich­tungen. Erst dann wäre sie durch und durch glaubwürdig und mit sich selbst im Ein­klang. Gewalt­freiheit allein - mit der Option, konkurrie­rende Ideen schleichend durch listige Infiltration oder durch so etwas wie "Antiba­bypillen für Ideen" aus­zurot­ten, wäre nicht ausreichend. Die Frie­densbewegung müßte aus­drücklich auf die Ausrottung der kriegeri­schen Ideen verzichten - in letzter Konsequenz müßte sie zur Koexi­stenz mit Nazismus und Stalinismus gleichzeitig bereit sein. Diese Paradoxie er­scheint unaus­weich­lich, wenn das Ideen-Ökosy­stem als Bewährungs­feld für politi­schen Frieden betrachtet wer­den soll.

 

Grenzen der Konse­quenz:

Das Dilemma der Liberalität

 

Wäre eine solche Kon­zeption überhaupt durchführbar? - Sie wäre wohl nicht durch­führbar, wenn unter Ko­exi­stenz die logische Vereinbarkeit von Ideen in der gerade vorlie­genden Fassung ver­standen wird. Man könnte aber nachträg­lich die jeweils in den Ideen verwen­deten Begrif­fe so ein­schränken, erweitern oder rela­ti­vieren, daß sie gegen solche Widersprüche immun wer­den. Das könn­te man im allge­meinen wohl nur dann, wenn sich die betei­lig­ten Ideen auch im In­halt entwickeln können. Jede Idee würde in ihrer derzeiti­gen Fassung als Mo­ment­aufnahme eines die Zeiten überdauernden Ideen­stranges gedeutet. Der logisch unterbaute Friede zwischen Ideen wäre die Frucht eines langen, mühseligen gegenseitigen An­pas­sungspro­zesses. Aller­dings wäre ein solcher An­passungs­prozeß nur dann wahrscheinlich, wenn er im Überle­bensinteresse der Ideen liegt, wenn also kein Option mehr besteht, kon­kurrierende Ideen überhaupt zu ver­nichten. Das wäre nur in einem relativen Endstadium einer Entwicklung, in einem relativen ">Kli­max­sta­dium" der Ideen-Evolution zu erwarten. In anderen Phasen wäre immer wieder einmal durch zufällige Veränderungen in Umwelt oder System plötzlicher Ener­giezuwachs und damit Chan­cen auf die Ver­nichtung des Konkur­renten zu erwar­ten.

 

Ehrfurcht vor dem Le­ben - aller Ideen?

 

 

 

Eine andere Möglichkeit, die Konzeption des Bewäh­rungs­feldes durchzuführen, wäre, eine durchgehende Logik im bisherigen Sinn fallen zu lassen. Die Bezie­hung zwi­schen zwei logisch einander widersprechen­den Ideen könnte zum Beispiel auf einer anderen Ebene gefunden werden. "Ich bil­lige fast alles, was ich lese" schrieb Gott­fried Wilhelm Leibniz. Das kann wohl nicht bedeuten, daß Leibniz fast alles, was er las, für miteinander logisch vereinbar gehal­ten hat. Es könnte aber bedeuten, daß er die Äußerungen fast aller Autoren in ihrer Zeit und ihrer Umwelt gebil­ligt hat,  ähnlich wie wir die Vielfalt der Pflanzen- und Tierwelt "bil­ligen" müssen, die wir etwa auf einer neuentdeckten Insel vorfinden. Sich zu einem solchen Respekt vor beliebigen Ideen durchzuringen, wäre sicher nicht leichter, aber auch nicht unbedingt schwerer als sich im Naturschutz zum Respekt vor beliebigen Organis­men durch­zurin­gen, etwa auch ekel­haften Parasi­ten und Krankheits­erregern. Es wäre nicht einmal lo­gisch kon­sistent zu vertreten, denn auch eine Idee umfassender Ehr­furcht vor Ideen hät­te wie alle anderen friedenstiften­den Ideen selbst einen Energie- und Stoffumsatz, müßte deshalb unaus­weichlich irgendwo auch als Kon­kurrent im Ideen-Öko­system auftre­ten. Jede Idee nimmt einer ande­ren ein bißchen "Son­ne" weg, auch Ideen der Ehrfurcht, der Tole­ranz und des Friedens. Das hieße letztendlich, daß ein Programm "Be­währungsfeld" so wenig bis zur letzten Konsequenz durc­hführbar wäre, wie ein Pro­gramm "Subli­ma­tion", wenn man die Ideen so nimmt, wie sie gerade sind.

 

Ideen erkennen sich selbst in ihren Gegnern ...

 

 

 

Vielleicht gibt es einen Ausweg auch aus dieser Falle, nämlich wenn der Kon­kurrent einer Idee ihr Spiegel­bild darstellt. Es gibt Flä­chenmuster, bei de­nen der Hinter­grund eines Teilmusters dieselbe Struktur zeigt - ein­fache Beispiele sind Zebra­streifen oder Schach­brettmu­ster, auch das chinesische Yin- und Yang-Zei­chen. Es gibt sogar "fraktal" bis ins Unendliche fein verästelte Muster dieses Typs. Jede der konkurrierenden Ideen fände sich dann schon in der Nische des Konkurren­ten vor, hätte also keinen Anlaß mehr, sich dorthin aus­zubrei­ten. Friede wäre hergestellt. Das klingt zunächst sehr ab­strakt. Es gibt aber auch im politischen Bereich Vor­stellungen, die in eine solche Richtung zu weisen schei­nen, etwa die Konvergenztheorie, wobei hier die ethische Komponente der Theo­rie, nicht ihr Erkenntnisgehalt von Bedeutung wäre. Gibt es Modelle für eine solche Spiegelbild­lich­keit zwischen Organismus und Konkurrent auch in biologi­schen Ökosyste­men? - Wohl kaum. Solange die Evolution noch zu keinem statio­nären Gleichgewichts­zustand geführt hat, solange gleich­zeitig Energie-Neuland, etwa im son­nennahen Raum, zur Eroberung ansteht, erscheinen der­artige Muster unwahr­schein­lich. In einem gedach­ten Reifezustand der Evolution in einem stoff­lich geschlosse­nen System, etwa einem Planeten ohne Raum­schiffe, könnte aller­dings ein Orga­nismus einen Großteil der ge­neti­schen Information seiner Partner und Kon­kurrenten enthalten, nur in anderer Codie­rung. Vielleicht sind in Teilbereichen, etwa in kleinen Aquarien, rela­tive Reife­zustände mit relati­vem Frieden und gegenseitiger Model­lierung der Gegenspieler eher er­reich­bar. Im all­gemeinen Fall aber dürfte eine Verwirkli­chung derartiger Frie­dens­kon­zepte für das Ideen-Ökosy­stem lan­gwierig und mühselig sein; die Ideen müßten sich auf jeden Fall selber wan­deln; echter Friede wäre an Reife­zustände der Evolution gebunden; der gute Mut der Frieden-Macher hier und jetzt bekäme in ethi­scher Betrachtung einen wohl schwer zu flickenden Riß; in rein öko­logischer Betrach­tung hätten die Strukturen ohnehin keine ethische Be­deutung.

 

 

 

 

 

Quellen

 

 

 

Eine erweiterte Anwen­dung ökologi­scher Mo­delle über biologische Ökosysteme hinaus findet sich zum Beispiel in:

 

 

 

 

Bateson, G.: Ökologie des Gei­stes.

Frankfurt/M. 1985

 

Bresch, C.: Zwischen­stufe Leben. Evolu­tion ohne Ziel?

München, Zürich: Piper 1977

 

Hass, H.; Lange-Prollius, H.:

Die Schöpfung geht weiter.

Stuttgart 1978

 

Levy, S.: KL - Künst­liches Leben aus dem Com­puter.

M­ü­n­c­h­en: Dr­o­e­mer-Knaur 1993

 

Moravec, H.: Mind Chil­dren.

Hamburg: Hoffmann & Cam­pe 1992

 

Tipler, F. J.: Die Physik der Unsterb­lich­keit.

Mün­chen: Piper 1994

 

Wesley, J. P.: Eco­physics.

Springfield (Illinois): Thomas 1974

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Begriffe, wie sie hier verwendet werden

 

 

 

Dynamisches System = >System mit Ver­änderun­gen in der Zeit

 

Energie = Fähigkeit eines dy­nami­schen Sy­stems, Arbeit zu leisten. Einer der Grundbegriffe der Phy­sik

 

Energie-Erhaltungssatz = Satz von der Erhaltung der Energie und damit der Un­möglichkeit eines Perpetuum mo­bile 1. Art (einer Maschine, die aus nichts Energie erzeugen kann). Gleichbedeutend mit der Annahme der Gleichförmigkeit der Zeit. Auch "Erster Hauptsatz der Thermodyna­mik" genannt.

 

Entropie = wissen­schaftliches Maß für >Ordnung und Unordnung eines >Sy­stems, oft auch gleichbedeutend mit "Unordnung" verwendet.

 

Entropiesatz = "Zwei­ter Hauptsatz der Ther­mo­dyna­mik", Satz von der Unum­kehr­barkeit der Zeit - unter gängi­gen Bedin­gungen; gleichbedeutend mit der Unmög­lich­keit, Ord­nung ohne En­er­gie­ein­satz zu schaf­fen, ins­be­son­de­re der Un­möglichkeit, ein "Per­pe­tuum mobi­le" 2. Art zu bau­en - eine Ma­schi­­ne, die ohne Rei­bung läuft. Der En­tropie­satz wird in ver­schie­denen Sprich­wör­tern aus­ge­drückt, z.B.: "Der Krug geht so lan­ge zum Brun­nen, bis er bricht".

 

Epiphyt = Pflanze, die auf anderen Pflan­zen wächst

 

Ethik = Lehre vom Gu­ten

 

Evolution = Entwick­lung, insbesondere Entwicklung der leben­den >Systeme auf der Erde in gegen­seitiger Beeinflussung und unter Verände­rung der inneren >Struktur

 

Hauptsätze der Thermodynamik = >Ener­gie-Erhaltungssatz und >En­tropiesatz.

 

Idee = (hier) mitteilbares geistiges Gebilde - auch als ein Stück >Information deutbar

 

Ideologie = interes­sengebundene Welt­anschauung, meist von politi­schen oder ge­sell­schaftlichen Gruppen.

 

Infiltration = Einsickern von Materialien in einen Raum oder auch von Menschen in ein fremdes Territorium

 

Information = Ungewißheit von Ereignissen, zum Beispiel von Zuständen eines >dyna­mischen Sy­stems oder von Störun­gen aus der >Umwelt, gleichzeitig (bis auf das Vorzeichen) aber auch das Wissen, das die Ungewißheit aufhebt. Einheit der In­formation: eine Ja/Nein-Entschei­dung (Bit).

 

Klimax = Endzustand einer Entwicklung im >dynamischen Gleichge­wicht, zum Beispiel bei der natürlichen Bewal­dung einer Bodenflä­che

 

Koexistenz = Nebenein­ander-Existieren zweier lebender Systeme

 

Konkurrenz = das Beanspruchen der glei­chen >Ressource durch zwei oder mehre­re lebende Systeme.

 

Mimikry = Täuschendes Aussehen von Lebewe­sen, z.B. die Nach­ah­mung des Schnees durch den weißen Schneehasen

 

Modell = Gegenstand, der mit ei­nem anderen Gegenstand - dem "Ur­bild" des Modells - Ei­gen­schaften oder Beziehun­gen ge­meinsam hat. Kann zur Energie-Einsparung beim Erproben von Verhalten in der >Umwelt benutzt werden.

 

ökologische Nische = der Bereich des Über­lebens einer Organis­menart, allgemein ei­nes >lebenden Systems in einem gedachten >Möglichkei­tenraum. Ent­spricht der "Markt­lücke" in öko­no­mischer Sprechweise.

 

Ökosystem = Wirkungs­gefüge aus Lebe­wesen, unbelebten natürlichen sowie ggf. auch techni­schen Bestandteilen, die unterein­ander und mit ihrer >Umwelt in Wech­sel­wir­kung stehen, ins­besondere >Energie und Stoffe austau­schen.

 

Parasiten = lebende Sy­steme, die anderen ohne Gegenleistung kleine Stoff- und Energiemengen für ih­ren eigenen Stoff- und Energiehaushalt ent­neh­men oder ent­ziehen, ohne jedoch diese da­durch völ­lig zu zerstören

 

Perpetuum mobile = (lat.: "ewig beweg­lich") eine Maschi­ne, die ent­we­der Energie aus nichts schafft - Per­pe­tuum mobile 1. Art, oder ewig ohne Reibung läuft - Perpe­tuum mobile 2. Art. Ersteres wi­der­spricht dem >Ener­gie-Er­hal­tungssatz, zweiteres dem >En­tropie­satz, also den >Haupt­sät­zen der Ther­modynamik. Beide können dem­nach - in gängigen Bereichen der Physik - grund­sätzlich nicht exi­stie­ren

 

Plutonium = radioaktives Element der Ordnungszahl 94, wie Uran als Grundlage für den Bau von Atombomben geeignet

 

Population = Gesamt­heit aller Individuen einer Art in einem bestimmten Raum bzw. >Ökosystem

 

Symbiont = Partner in einer >Symbiose

 

Symbiose = Zusammen­wirken zwischen zwei oder mehreren lebenden >Systemen zu gegenseitigem Vor­teil - meist als ge­gen­seitiger Austausch von Stoffen und Ener­gien dar­stellbar.

 

System = Gesamtheit von Elementen, die unterein­ander, bei offenen Sy­stemen auch mit ihrer >Umwelt, in Beziehung stehen.

 

System, dynamisches = >System mit Ver­änderun­gen in der Zeit

 

Territorium = Lebens­raum einer >Popula­tion von Lebewesen

 

trivial = selbstverständlich, ohne Erkennt­niswert

 

Umwelt = Im allgemei­nen Sinn = Ge­samt­heit aller Systeme, die mit ei­nem bestimm­ten Sy­stem in Beziehung ste­hen. Im engeren Sinn = die Ge­samt­heit der natürlichen Systeme, die mit der mensch­li­chen Zivilisa­tion in Beziehung stehen, also Ge­stein und Boden, Gewässer, Luft­hül­le, Pflan­zen- und Tier­welt.

 

Zufall = Unvorhersagbarkeit von Ereignis­sen. Gegensatz: >Ordnung